„Ich versuche zu fühlen was ich fühle. Was mein Körper braucht, was ich machen möchte. Wie ich es machen möchte? Nein, denn vorher müsste ich ja fühlen was ich machen möchte. Kein Impuls. Keine innere Stimme die flüstert, dass, ja genau das. Es ist mux Mäuschen still. Hie und da ein ziehen ein Stechen oder ein Druck. Aber sonst, nichts. Ich atme tief ein um mir wieder besser gewahr werden zu können. Manchmal hilft das sogar. Doch manchmal eher nicht. Ich empfinde Kälte und Hitze. Ich weiß wann es jemand anderem schlecht geht oder sich freut. Aber bei mir selbst, Sendepause. Kein Bild, kein Ton.„
Ich hatte den Impuls diesen Tagebuchauszug zu veröffentlichen. JA, ich hatte den IMPULS! Es hat wirklich sehr lange gedauert (gefühlt eine Ewigkeit), aber ich habe Impulse die ich wahrnehme, denen ich nachgehen kann und möchte.
Dass man sich selbst nicht gut wahrnehmen kann, seine innere Stimme nicht hört, sondern nur den Kritiker, seine eigenen Gefühle nicht gut (alleine) wahrnehmen kann, ist das Ergebnis vieler Lernerfahrungen aus der Kindheit – aber das ist nicht normal. Normal wäre es, seine innere Stimme wahrzunehmen, zu jeder Entscheidung ein Gefühl zu haben, differenzieren zu können, ob dieses Gefühl jetzt ein altes oder ein neues ist – das ist wichtig, um zu wissen, ob ich intervenieren kann oder muss. Diesem Gefühl also nicht trauen kann, oder ob es der Situation nach, sehr wohl, angemessen ist. Diese Information ist wichtig, wenn man zum Beispiel an seinem Mindset arbeitet und man seine Gefühle „umprogrammieren“ möchte. Das ist auch der Grund, warum das in manchen Fällen nicht so einfach geht und man dabei an Grenzen stößt.
Wenn man zum Beispiel mit seinen Gefühlen als Kind alleine gelassen wird. Oder generell zu früh alleine gelassen wird. Wenn Mama oder Papa unberechenbar waren. Wenn man schon von klein an einen Zweck zu erfüllen hatte und nicht bedingungslos geliebt wurde. Wenn man früh für die Eltern da war, statt umgekehrt. Wenn man nicht genügend zu Essen bekam, wenn man lange Hunger hatte – ja, auch in der Nacht. Wenn man generell vernachlässigt wurde, physisch wie psychisch. Wenn man geschlagen wurde, oder auch sexuellem Missbrauch oder sexueller Gewalt ausgesetzt war. Wenn man psychische Gewalt erfährt. Wenn man oft Grund hatte Angst zu haben. Dies sind nur ein paar Auszüge von Erfahrungen, die Kinder machten, denen ich begegnet bin (im Kindes- wie auch im Erwachsenenalter). Es muss aber nicht immer die Gewalterfahrung sein, die Spuren hinterlässt. Auch „scheinbare Kleinigkeiten“ können bei manchen Menschen bereits traumatisierend wirken. In der heutigen Zeit wären das zum Beispiel Eltern, die ihren Kindern alle möglichen Erfahrungen abnehmen wollen, um sie zu schützen. Dann kann das Kind aber nicht lernen, seine eigenen Impulse wahrzunehmen. Beim Spielen zum Beispiel, das Kind soll seine eigenen Impulse ausführen können und sich ausprobieren dürfen, sonst wird es später nicht verstehen warum es so fremdgesteuert ist und sich selbst nicht gut wahrnehmen kann.
Nun, und was macht man jetzt mit der Info? Wie kann man sich selbst besser wahrnehmen? Also einerseits kann man das lernen. Dafür braucht man natürlich andere Menschen. Und andererseits kann man, und das ist die gute Nachricht, Dinge nachholen! In der Familienarbeit nennen wir das Nachnähren. Wenn Jugendliche wieder ins Bett gebracht werden wollen. Oder Erwachsene beginnen, Spiele aus der Kindheit mit ihren eigenen Kindern wieder zu spielen. Oder man geht das Thema ganz bewusst an. Es braucht die bewusste Aufarbeitung, sprich die Wahrnehmung der Gefühle, mit einer anderen Person. Aber auch (Lomi Lomi) Massagen, Live Gespräche mit anderen Menschen (der heilsame Frauenkreis z.B.), jegliche Körperarbeit. Beim Singen passiert auch etwas sehr schönes: Selbst-Bonding. Beim Yoga lernt man seinen Körper wieder besser wahrzunehmen, denn das Ziel von Yoga ist ja, Körper, Geist und Seele wieder in Einklang zu bringen. Oder anders gesagt: Kopf (Gedanken), Herz (Gefühle) und Körper (Handlungen).
Und natürlich Selbstfürsorge. Das geflügelte Wort von Heute. Vor einigen Jahren noch war es Achtsamkeit. Heute ist es Selbstfürsorge. Aber das aus gutem Grund. Also: Was brauchst Du? Was tut Dir gut? Welche Bedürfnisse hast Du? Erstelle eine Liste. Und immer wenn etwas ins Bewusstsein gelangt, kann sie ergänzt werden. Gehe behutsam mit Dir selbst um, sei nicht wieder zu fordernd oder zu streng. Liebevolle Nachsicht, ein sanfter Umgang mit sich selbst, das braucht es, um nachnähren zu können. Um zu sich zu kommen. Um sich selbst gut wahrzunehmen.
Alles Liebe und viel Spaß dabei!
Namasté, Viola
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